Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 war eine der ersten großen Massenschlachten seit dem Ende des Römischen Reiches. Sie galt bis zum Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 als größte Schlacht der Weltgeschichte und sollte jede antike Schlacht, jeden Kreuzzug und jede Eroberung um ein vielfaches überbieten. An den Befreiungskriegen gegen Napoleon beteiligten sich bis zu 500.000 Soldaten. Einigen Quellen zu Folge starben bei der Völkerschlacht zu Leipzig gut 120.000 Soldaten und Zivilisten, wobei die Stadt seinerzeit nur 30.000 Einwohner zählte. Für die Stadt Leipzig bedeutete die Niederlage der Franzosen, die in Leipzig unter Napoleon I. selbst geführt wurden, bedingungslose Kapitulation über den Nachbarn Preußen und dessen verbündeten Russland.
Völkerschlacht bei Leipzig: Die gegnerischen Armeen und Kriegsparteien
Die Völkerschlacht bei Leipzig bildet das dunkelste Kapitel in der Stadtgeschichte. Dieses Begann mit Napoleons Eintreffen am Grimmaischen Tor am 14. Oktober 1813 (heute Augustusplatz). Es ging nicht nur um eine Schlacht für oder gegen Frankreich. Letztlich ging es um die Zukunft Europas, die vor allem von preußischer Seite beeinflusst werden sollte. Unlängst hat sich die Schlacht angekündigt. Über 190.000 Soldaten standen auf französischer Seite und unter Napoleons Befehl. Dazu zählten Soldaten des Herzogtums Warschau, der Rheinbundstaaten (u. a. Württemberg) sowie aus Italien und dem damals noch selbständigen Königreich Neapel unter Joachim Murat. Auf der gegnerischen Seite standen Russland, Preußen (mit General Blücher), Österreich (mit General Schwarzenberg) sowie Truppen aus Schweden, Schlesien uvm. Die mit Preußen verbündeten Truppen waren deutlich in der Überzahl und stellten zum Ausgang der Leipziger Völkerschlacht ein Herr von über 350.000 Soldaten mit doppelt so vielen Geschützen wie auf französischer Seite.
Schlacht von Wachau
Nach ersten Gefechten am 14. Oktober, leitete die Schlacht bei Wachau die Leipziger Völkerschlacht am 16. Oktober 1813 ein. Napoleon persönlich war es, der die Franzosen und die Große Armee in die Schlacht führte. Mit Unterstützung der Reiterei von Marschall Joachim Murat, dem König von Neapel, konnten die Stellungen um Wachau und Güldengossa gehalten werden. Für die Österreicher gab es trotz starker Angriffe unter Karl von Schwarzenberg kein Durchkommen. Folglich gab es sogar einen Grund für die Franzosen, bereits die Siegesglocken einzuläuten. Die Schlacht war jedoch längst nicht vorbei. Sie fing gerade erst an.
Schlacht von Möckern am 16. Oktober 1813
Die Große Armee war bereits einige Tage in Leipzig und bildete in Erwartung eines bevorstehenden Gefechtes mit den Preußen, Russen und Österreichern einen Ring um die Leipziger Innenstadt. Am 16. Oktober 1813 fanden in der Schlacht von Möckern (heute Stadtteil von Leipzig) schwere Gefechte zwischen den französischen Corps unter den Generälen Marmot und Michel Ney mit den Preußen und Russen statt. Ziel war es, die in Leipzig Möckern unter General Gebhardt von Blücher angeführten preußischen und schlesischen Truppen zu besiegen bzw. zu vertreiben.
Kaiser Napoleon hielt sich derweil im Süden von Leipzig auf, um Leipzig vor der annähernden Alliierten Armee unter General Karl Philipp zu Schwarzenberg zu verteidigen. Schwarzenberg war bei der Völkerschlacht zu Leipzig Oberbefehlshaber über die österreichischen und böhmischen Truppen. Da Napoleon die größte Gefahr nun von Süden her sah, ließ er den 3. Corp und Michel Ney aus Möckern abrücken und gut 8 Kilometer nach Süden ziehen. General Marmot war in der Schlacht von Möckern den Alliierten schlesischen Truppen unter General Blücher alleine ausgesetzt und verlor die Schlacht von Möckern, trotz anfänglicher, deutlicher Überlegenheit der französischen Armee. Leider blieb die angekündigte französische Verstärkung aus dem Norden aus. Auch Marschall Ney, der zur Unterstützung wieder hochmaschieren sollte, konnte nicht mehr eingreifen. Der 3. Corp ist ja faktisch nur gelaufen, gekämpft hat er nicht.
Kampfpause am 17. Oktober 1813
Schon in der Geschichte wurde dem Sonntag als Ruhetag gedacht. So fanden am 17. Oktober 1813 in Leipzig nur leichte Gefechte statt. Es war nebelig und hat geregnet. Kaiser Napoleon, der trotz seines deutlich kleineren Heeres von ca. 200.000 Soldaten (aus Frankreich, Italien, Polen und dem Rheinbund) immer noch an einen strategischen Sieg der Franzosen glaubte, bemühte sich am 17. Oktober 1813 unterdessen um einen Waffenstillstand in Leipzig mit den Alliierten Truppen unter dem russischen Zaren Alexander I. und dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Selbst der österreichische Kaiser Franz, Napoleons Schwiegervater, war nun nach Leipzig Liebertwolkwitz gekommen, um der Schlacht beizuwohnen. Es gab keinen Waffenstillstand. Die Verbündeten wussten von ihrer Überlegenheit und sahen die Völkerschlacht Leipzig nun endgültig als Chance, die französischen Besatzer aus den deutschen Gebieten nun endlich zu vertreiben.
Völkerschlacht am 18. Oktober 1813 – Herbstfeldzug
Der tapfere Marschall Ney kämpfte in Abstimmung mit Napoleon in Leipzig Schönefeld und Paunsdorf gegen den preußischen General von Bülow, am Nachmittag des 18. Oktober 1813 wurden beide Stadtteile von den Alliierten Truppen eingenommen. Auch die Befehlsgewalt von Marschall Joachim Murat, dem König von Neapel, führte zu einer Niederlage. Die eigentliche Entscheidungsschlacht findet im Süden von Leipzig (Stötteritz, Probstheida) statt, von der quandtschen Tabaksmühle aus beobachtet Napoleon hier das Geschehen vom 18.10.1813. Napoleon saß förmlich mitten im Kugelhagel. Die Rückzugsstraße über Lindenau lässt der Kaiser vorsorglich durch seine polnische Unterstützung sichern. Die Alliierten preußischen, österreichischen und russischen Truppen erobern nach und nach die Leipziger Stadttore (Peterstor etc.). Gegen Mittag scheint die Schlacht für die Franzosen und Sachsen endgültig verloren. Die Siegermächte erobern die Leipziger Innenstadt und verkünden den Sieg im Herbstfeldzug Leipzig. Trotz anhaltender Befreiungskämpfe sieht sich Napoleon nun zum Rückzug über Leipzig Lindenau gezwungen. Um die Verfolgung durch die Russen aufzuhalten, wird am Morgen des 19. Oktober 1813 die Elsterbrücke am Ranstädter Steinweg gesprengt. Zuvor verabschiedete sich Napoleon vom sächsischen König Friedrich August I., der in Kriegsgefangenschaft geriet. Den Süden Leipzigs hatten die Franzosen während der Völkerschlacht zu Leipzig unter Kontrolle, den Norden und Osten jedoch nicht. Das Blutbad forderte über 100.000 Tote. Napoleon floh über Markranstädt, Weißenfels (a 20. Oktober 1813) und Freiburg in Richtung Paris. Die Völkerschlacht war verloren. Viele französische Generäle und Gefangene fanden ihr Grab auf dem Alten Johannisfriedhof in Leipzig, der in Denkmälern noch heute an die Schlacht von 1813 errinnert.
Folgen und Opfer der Völkerschlacht Leipzig
In der Völkerschlacht zu Leipzig starben 45.000 Soldaten der Großen Armee. Die Opferzahl bei den Alliierten Truppen lag bei 48.000 Soldaten. Hinzu kommen zahlreiche tote Zivilisten in der Stadt Leipzig, die Opfer der Völkerschlacht wurden. Die Alliierten nahmen bis zu 15.000 Gefangene der Großen Armee. Auf der Seite der Alliierten starben gut 21 Generäle und 1800 Offiziere. Auf Seiten der Franzosen starben ganze 36 Generäle. Der auf der falschen Seite der gesprengten Elsterbrücke befindliche polnische General Jozef Antoni Poniatowski (am Vorband noch von Napoleon als einzigen Nichtfranzosen zum Marschall von Frankreich erklärt) ertrank beim Überqueren der Weißen Elster auf der Flucht vor den Russen, die das Gebiet zunächst für sich beanspruchten. Marschall Michel Ney floh nach Ende der Herbstfeldzüge Leipzig schwer verletzt nach Paris. Der Kaiser Napoleon hat ein Großteil seiner Großen Armee verloren und musste letztlich im April 1814 die Kaiserwürde auf Schloss Fontainebleau abtreten und abdanken. Nach dem Ende der Völkerschlacht und der Befreiungskriege trat das Land Württemberg aus dem Rheinbund aus. Der 1806 unter Napoleon gegründete Rheinbund löste sich somit auf.
Sachsen nach der Völkerschlacht
Am 18. Oktober 1813 waren vom ca. 21.000-Mann starken sächsischen Heer noch gut 3.000 Soldaten am Leben. Da der Sieg aussichtlos schien, liefen die sächsischen Soldaten zu den Verbündeten über. Ein Mißstand, der dem König von Sachsen Friedrich August I. sicherlich gar nicht gefiel. Dieser wurde unmittelbar nach der Schlacht inhaftiert und nach Berlin überführt. Die Gefangenschaft endete erst im Sommer 1815, nach dem Wiener Kongress. Nicht nur der König, auch das Königreich Sachsen hatte ein großes Opfer in der Schlacht zu Leipzig tragen. So wurde auf dem Wiener Kongress im September 1814 die Teilung Sachsens beschlossen. So wurden u. a. die Gebiete um Wittenberg und Wettin (wo sich noch heute die Stammburg des sächsischen Königshauses befindet) an Preußen übertragen. Sachsen wurde faktisch halbiert. König Friedrich August I. stirbt am 05. Mai 1827, sein Bruder folgt ihm auf den Thron.
Erinnerungen an die Völkerschlacht Leipzig
Im Jahre 1913 wurde zum 100jährigen Jubiläum der Völkerschlacht Leipzig das gut 93m hohe Völkerschlachtdenkmal errichtet. Es sollte das größte Denkmal Europas werden. Jährlich im Oktober finden sich historische Vereine und Interessensgruppen zusammen, um an die Völkerschlacht zu erinnern. Dabei kommt es im Süden von Leipzig zu einzelnen Gefechtsdarstellungen, bei dem das historische Gefecht Leipzig nachgespielt wird. Anlässlich des 200. Jubiläums der Schlacht zu Leipzig im Jahr 2013, wurde die Völkerschlacht unter Beteiligung von ca. 6.000 Aktivisten nachgestellt. In der Regel sind es einige 100 Statisten und ca. 30 Reiter.
Die historischen Apelsteine kennzeichnen noch heute die einstigen Schlachtfelder und Marschrichtungen der Generäle.
Quelle: Vive L’Empereur – Napoleon in Leipzig, Reinhard Münch, Pro Leipzig Verlag, 2008